Wer kennt nicht den Science-Fiction Roman des französischen Schriftstellers Jules Verne »20000 Meilen unter dem Meer«. Stellen Sie sich die Jagd mit der Nautilus auf das riesige Seeungeheuer einfach bildlich vor. Im gleichnamigen Film von 1954 wird dieser Kampf mit einem Riesenkalmar gezeigt. Derartige Meeresbewohner und noch viel, viel mehr Interessantes finden Sie bei einem Besuch im Meeresmuseum und dem nahegelegenem Ozeaneum vor. Wie zum Beispiel einen echten Riesenkalmar in Form eines Flüssigpräparates oder den in einem 8000 Liter Becken lebenden Riesenkraken. Ein wunderschönes und imposantes Tier, wie wir beim Besuch der beiden Museen fanden. Doch eins nach dem anderen.
Beide Museen besuchten wir in den Herbstferien dieses Jahres. Wir, sind zwei Kinder und ein Erwachsener. Wer vielleicht in den Herbstferien 2016 ebenfalls in der Gegend um Rügen/ Stralsund unterwegs war, erinnert sich vermutlich an eine sehr stürmische Woche. Eine gute Zeit also, ein oder zwei Museen zu besuchen. Gesagt, getan. Unsere Reise begann in Seelin auf Rügen. Es herrschten Kälte, Regen und Sturm. Mit entsprechender Kleidung natürlich mehr als auszuhalten. Wer behauptet schon von sich selbst, den Urlaub bei einem derartigen seetypischen Wetter, mit Freuden zu verbringen. Die meisten Urlauber kennen die Ostsee als ruhig und beschaulich, wir lernten Sie jedoch als launisch, aber dennoch wunderschön kennen. Der Weg nach Stralsund erwies sich als vieles, aber nicht als Zuckerschlecken, zumal es auf der Strecke eine Umleitung gab, die das Auto samt Insassen auf nassen rutschigen Kopfsteinpflaster mehr als durchschüttelte. Der Witz daran? Ein Verkehrsschild mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Kilometern pro Stunde. Leider führte der Hinweg nach Stralsund nicht über die große schöne Brücke, sondern auf der alten Straße über Dänholm.
Ein sehr gut ausgeschildertes Parkleitsystem führte uns schlussendlich in ein großes, aber nicht preiswertes Parkhaus. Allerdings immer noch besser, als in der Innenstadt zu parken. Endlich in der fünften Etage des Parkhauses angekommen, erwies sich das Öffnen der Türen als Echte Herausforderung. Der Wind verfügte über eine derartige Kraft, dass wir auch einen sehr lauten und durchdringenden Pfeifton wahrnahmen. Äußerst unangenehm in den Ohren.
Also hieß es, rasch nach unten und ab ins erste Museum, dem Ozeaneum. Wer beide Museen an einem Tag besucht, wird nicht umhinkommen sich zeitlich auf ein paar Besonderheiten einzustellen. Besonders wenn Sie mit kleineren Kindern oder älteren Personen unterwegs sind. Montag, Mittwoch und Freitag um 13 Uhr findet im Meeresmuseum die Schildkrötenfütterung statt. Ebenso die Fütterung der Haie am Dienstag und Freitag um 14 Uhr. Im Ozeaneum erhalten die Pinguine täglich um 11.30 Uhr ihre Nahrung. Montag, Mittwoch und Freitag um 11 Uhr beginnt die Fütterung der Meeresbewohner im Aquarium Offener Atlantik.
Die zeitliche Terminierung wird hier zum Highlight und als Besucher muss man schon genau planen, was man, was um, welche Zeit zu bestaunen gedenkt. Die Erfahrung zeigte, dass es stressig, aber dennoch nicht unmöglich ist, beide Museen zu besuchen und gleichzeitig die Schildkröten und Pinguinfütterung nicht zu verpassen. Doch zunächst erwarben wir Tickets im Ozeaneum. Jetzt mag man sich streiten, was sinnvoller ist. Der Kauf eines Kombitickets oder als Einzelticket, je nachdem ob es zeitlich noch passt, zu erwerben. Wir haben uns bewusst für die Einzelticketvariante entschieden. Immerhin ist nicht auszuschließen, dass ein Kind oder Erwachsener sich von einem der vielen Exponate oder Aquarien nicht loslöst und somit der Besuch des anderen bezahlten Museums zeitlich nicht mehr im Rahmen liegt. Wenn Sie während des Besuchs, das Bedürfnis verspüren, frische Luft zu schnappen, vergessen Sie nicht sich beim Einlass einen Stempel auf die Hand oder Arm geben zu lassen. Dieser kleine unscheinbare Stempel ist der Widereinlass ins Gebäude.
Der Rundgang im Ozeaneum ist durch eine orangefarbene Linie gekennzeichnet. Folgen Sie dieser Linie, sind Sie auf der sicheren Seite nichts zu verpassen. Eine super Sache zur besseren Orientierung, aber mit jüngeren Kindern ein Unding, finden die Kleinen doch oftmals alles auf einmal super spannend. Sind Sie mit Kleinkindern unterwegs, eignet sich das Ausleihen eines Buggys oder einer Babytrage im Foyer. Außerdem finden Sie im Foyer Schließfächer, einen EC Automaten, das hauseigene Restaurant und einen Geschenkladen. Das Gebäude ist barrierefrei, so dass Sie mit dem Fahrstuhl leicht von einem Stockwerk ins andere gelangen. Für einen Euro und eine kleine Pfandgebühr, erhalten Sie ein Audioguide Gerät welches in Polnisch, deutsch und englisch zu Ihrer Verfügung steht. Diese Geräte sind bei sehbehinderten Personen beliebt. Sie eignen sich aber auch besonders bei großem Besucheraufkommen. In dieser Situation ist es kaum möglich, die vielen Informationen auf den Tafeln zu lesen, da das Gedränge doch recht groß ist.
Der Rundgang beginnt im ersten Stock mit der Ausstellung der Weltmeere und endet mit der Ausstellung der Riesen im dritten Stock, welche an der Decke 1:1 dargestellt werden. Nachdem wir die ersten Stufen nach oben erklommen hatten und im ersten Raum standen, war das Staunen sehr groß und die Fülle der Informationen schien auf den ersten Blick übermächtig. Der orangefarbene Orientierungspfad löste sich sehr schnell in Wohlgefallen auf und ich selbst kam gar nicht hinterher, den erstaunten Rufen der Kinder zu folgen. »Komm mal her. Schau dir mal das an. Wow, ist das cool, und so riesig.« sind nur einige Ausbrüche der Freude. Als Elternteil ist es schwierig, selbst noch ausreichend Informationen wahrzunehmen und zu bestaunen. Überall funkelte es aus den vielen Schauvitrinen, viele Informationstafeln erzählten die Geschichten der verschiedenen Seen, Küsten und Ozeanarten mit ihrem unendlichen Reichtum an Meerestieren im, weitunter und am Wasser.
Die Reise aus der Vergangenheit, über die Gegenwart bis hin zur Zukunft erstreckte sich über drei Etagen, inklusive eines wahrhaft großen Beckens mit sagenhaften 17 Metern Durchmesser, einer Wanddicke von 50 Zentimetern und 2 600 000 Litern Meerwasser. In diesem Becken, auch offener Atlantik genannt, leben viele Fische wie Adlerrochen, Gabelschwanz- und Mittelmeermakrelen sowie Stechrochen, Zackenbarsche und Streifenbrassen. Hier dreht auch Sandtigerhaiweibchen Niki in beharrlicher Ruhe ihre Kreise. Niki schaute etwas grimmig und irgendwie lief einem ein kleiner Schauer über den Rücken, wenn sie aus dem dunklen wiederauftauchte. Niki schien sich allerdings beim Rundendrehen, von den beiden Ammenhaien „Anna“ und „Anton“ überhaupt nicht stören zu lassen.
Im oberen Bereich des Ozeaneums, also quasi auf der Dachterrasse fanden wir zwei der putzigen Humboldt-Pinguine vor. Die anderen acht Gesellen versteckten sich offensichtlich in ihren Höhlen oder tauschten im Unterwasserbecken. Direkt unter der Dachterrasse tobte, im liebevoll und gut durchdachten Erlebnisreich für Kinder, die jüngsten Besucher. Während sich die Eltern auf den Sitzgelegenheiten etwas ausruhten, tobten die kleinen durch die extra angelegte Erlebniswelt oder tummelten sich an einer Wasserspielstrecke. Für meine Kinder ergab das vom Alter und Größe her wenig Sinn. Dafür begeisterten sich beide für die vielen Möglichkeiten der Interaktivität, besonders in der ersten Etage sowie die super schöne Multimediashow im Unterwasserreich der Riesen. Und genau im Bereich der Riesen endete unsere Ozeaneumtour.
Völlig geschafft von der Fülle an Informationen, setzten wir uns auf die an der Wand vorhandenen urgemütlichen Bänke, bestaunten die übermächtig groß wirkenden Wale an der Decke des Raumes und lauschten andächtig den Walgesängen. Diese wundervolle Erfahrung ergriffen wir gleich zweimal, den es wartete ja noch der Besuch im Meeresmuseum mit der dortigen Fütterung der Schildkröten. Also hieß es rasch anziehen und ab in Richtung Innenstadt, wo in einem ehemaligen Kloster das ältere Meeresmuseum seine Schätze beherbergt.
Die Kinder ließen sich den Spaß nicht nehmen, den Weg zum Meeresmuseum mittels GPS Navigation zu bestreiten, was sich im Nachhinein als kleiner Umweg entpuppte. Doch Bewegung ist bekanntlich immer gut. Im Meeresmuseum angekommen, wurde erst einmal das alte Gemäuer bestaunt. Der Rundgang selbst wurde zu meinem Erstaunen relativ schnell abgehandelt, wollte man doch das große sehen, was sich am Ende des Rundganges befindet. Es ist natürlich möglich, dass durch die Fülle und Andersartigkeit das Ozeaneum bei den Kindern besser ankam. Die moderierte Schildkrötenfütterung erhellte die Gemüter und tröstete ebenfalls über das immer stärker aufkommende Hungergefühl hinweg.
Nach der Fütterung stand allerdings die spannende Frage im Raum, warum den Suppenschildkröten früher in der Suppe als Fleischbeilage landeten und ob, dass heutzutage immer noch so sei. Andere Fragen kreiselten ebenso auch noch weit nach dem Besuch der Museen in den Köpfen. Was ist, wenn die Wale wirklich aussterben? Warum stehen Wale immer noch auf dem heimlichen Speisezettel der Japaner und warum landet so viel Müll im Meer. Zur Müllgeschichte ließ sich das Team des Ozeanums etwas ganz Besonderes einfallen. In einer der Etagen, inmitten der vielen Aquarien stand plötzlich ein Aquarium mit Müll und daneben eine Art Müllstrudel. Meine jüngste fand das überhaupt nicht witzig, da sich in der mit Müll befüllten Vitrine wunderschöne Fische tummelten. Es ist auch schwer vermittelbar, dass dies lediglich als Denkanstoß gedacht ist. Das Thema war noch Tage nach dem Besuch der Museen Gesprächsstoff, ebenso wie der Walfang. Vor allem als in der Selliner Jugendherberge, unserer Unterkunft, Fisch auf dem Speiseplan stand.
Nach dem kurzen, aber dennoch eindrucksvollen Besuch im Meeresmuseum, sind wir wieder zurück zum Ozeaneum gelaufen, um erst einmal in dem dortigen Restaurant etwas zu essen und uns zum Abschluss der Tour den Walgesängen im Unterwasserreich der Riesen hinzugeben. Alles in allem bedanken wir uns herzlichst beim TEAM beider Museen für die hervorragende Betreuung, den mehr als reichhaltigen und sehr liebevoll aufbereiteten Informationen, sowie einem Besuch der uns noch sehr lange in der ein oder anderen Form beschäftigen wird. Wir haben es förmlich genossen, den Schatz der beiden Museen zu bewundern. Vielen Dank! Home